Zwangskollektivierung in der Sowjetunion

„Wir werden die Kulaken aus den Kolchosen raushalten!“ Sowjetisches Propagandaplakat (1930)

Bei der Zwangskollektivierung in der Sowjetunion wurden ab 1929 fast alle Bauern gezwungen, ihre individuellen Höfe aufzugeben und sich sozialistischen Großbetrieben anzuschließen. Bis 1931 wurde etwa die Hälfte der Bauern in diese Betriebe eingegliedert, bis 1936 fast alle übrigen. Die Maßnahmen mussten gegen großen Widerstand der Bauern durchgesetzt werden. Viele schlachteten ihr Vieh, um es der Enteignung zu entziehen, einige zerstörten auch ihre landwirtschaftliche Ausrüstung. Zur Durchsetzung der Zwangskollektivierung wurden Millionen Bauern in unfruchtbare Regionen umgesiedelt oder in Zwangsarbeitslager deportiert (Entkulakisierung). Infolgedessen sank zunächst das Potenzial der landwirtschaftlichen Produktion. Obwohl die Lebensmittelproduktion zurückging, ließ die Sowjetführung große Mengen an Lebensmitteln requirieren, um diese auf dem Weltmarkt zu verkaufen und Kapital für die Industrialisierung zu gewinnen. Die Maßnahmen verursachten 1932/33 eine große Hungersnot, der nach verschiedenen Schätzungen 5 bis 9 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Erfahrungen des Holodomor führten zu starken Unabhängigkeitsbestrebungen der Ukraine. Letztlich gelang es, die Bauern in die kommunistische Staatswirtschaft einzugliedern und die Industrialisierung voranzutreiben,[1] wobei die Zwangskollektivierung in ökonomischer Hinsicht viel mehr geschadet als genutzt hat.[2]

  1. Enzyklopädia Britannica, Collectivization
  2. Manfred Hildermeier, Die Sowjetunion 1917–1991, Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2016, ISBN 978-3-11-039889-2, Kapitel 3.2: Zwangskollektivierung

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